Im Jahre 772 begann Karl der Große seinen großen Sachsenfeldzug mit der Eroberung der Eresburg und der Zerstörung des sächsischen Heiligtums der Irminsul. Er baute das erste christliche Kirchlein auf dem Eresberg und ließ Sturmius mit einigen Missionaren und einer Besatzung zu ihrem Schutz zurück.
Hat Karl der Große den christlichen Glauben nur benutzt, oder hat er aus christlicher Überzeugung gehandelt?
König von Gottes Gnaden
Papst Stephan II. (752-755) salbte 754 den ersten karolingische König Pippin und dessen Söhne Karl und Karlmann und ernannte sie zu "Schutzherren Roms". Damit war das Königsgeschlecht der Karolinger nach damaligen Glauben von Gott zur Herrschaft eingesetzt. Papst Hadrian I. (772-795) erinnerte König Karl an das Versprechen seines Vaters, Rom gegen die Langobarden zu schützen. Karl begab sich darauf hin 774 nach Rom. Als er mit dem Papst die Peterskirche betrat, erschallten Lobgesänge auf Gott und den König. Der ganze Klerus rief: Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn! Karl musste sich unter diesen Umständen als Stellvertreter Gottes auf Erden fühlen und wurde auch als solcher betrachtet. Der König setzte die Bischöfe ein und bestimmte, durch wen, wann und wie das Christentum in seinem Reich verbreitet wird.
Die Sachsenkriege
Die Sachsenkriege waren für Karl eine Erblast. Schon sein Großvater Karl Martell, der noch als Hausmeier den merowingischen Königen diente, sowie sein Vater Pippin, der erste karolingische König der Franken und sein Bruder Karlmann zogen zu Strafexpeditionen gegen sie Sachsen, die immer wieder in das Frankenreich einfielen und dort mordeten, raubten und brandschatzten. Karl fasste den Entschluss, die Sachsen zu unterwerfen. Dafür, so war sich Karl sicher, reichte es nicht aus, sie nur, wie in dieser Zeit üblich, zu erobern und tributpflichtig zu machen. Er musste sie in das fränkische Reich eingliedern. Als "König von Gottes Gnaden" musste er aber von seinen Untertanen die Anerkennung seines Gottes fordern. Ähnliches finden wir nach der Reformation wieder. Die Herrscher bestimmten in vielen Teilen Deutschlands die Konfession ihrer Untertanen. Für Karl war das Christentum nicht nur eine Religion, sondern das Fundament, das Grundgesetz, die Rechts- und Lebensgrundlage für sein Volk.
Mehrfach unterwarfen sich die Sachsen dem fränkischen Herrscher, ließen sich taufen und schworen Treueeide. So auch im Jahr 776, als Karl wieder einmal einen sächsischen Aufstand niederschlagen musste. Die sächsischen Fürsten baten Karl um Frieden und schworen ihm die Treue. Die Sachsen ließen sich taufen, die Burgen, auch die Eresburg, wurden mit neuen Befestigungen versehen und Karl hoffte nun auf endgültigen Frieden. 777 führte er in Paderborn die erste Reichsversammlung auf sächsischem Boden durch. Unter den Ethelingen, den sächsischen Fürsten, war die Einsicht gewachsen, dass die Zukunft Sachsens nur in einem fränkischen Großreich liegen konnte. Doch schon 778 nutzten die Sachsen Karls Abwesenheit (Spanienfeldzug) für einen Aufstand unter der Führung von Herzog Widukind (Wittekind). Auch 779 und 782 wurden von den Sachsen Eide geschworen und wieder gebrochen.
Erst jetzt erließ der König die harten Sachsengesetze "Capitulatio de partibus Saxoniae". Doch selbst die Unterwerfung und Taufe Widukinds 785 führte nur zu sieben friedlichen Jahren. Bis zum Ende der Sachsenkriege 804 gab es noch einige sächsische Aufstände.
Quellen: Ernst W. Wies, Karl der Große Kaiser und Heiliger, Wilhelm Heyne Verlag, München 1986
Richard Winston, Karl der Große, Ensslin & Laiblin Verlag, Reutlingen 1969