von Eduard Emmerich in
Sauerländer Sagenschätze S. 114: https://www.woll-verlag.de/sauerlaender-sagenschaetze-michael-martin-karin-hessmann/
Da die Sachsen immer wieder kriegerische Übergriffe auf das Frankenland verübten, beschloss Karl der Große, das Volk der Sachsen endgültig zu unterwerfen. Er wollte seinen Sachsenfeldzug mit der Eroberung der Eresburg beginnen, um dort das heidnische Götzenbild, die Irminsul, zu zerstören. Eine tausenjährige Eiche soll das Heiligtum gewesen sein, mit Tempelanlage, Opferaltar und vielerlei Schätzen. Die Irminsul wurde aber von den Sachsen erbittert verteidigt. Nach tagelangem Kampf gerieten die Franken in große Not. Die einen starben im Kampf, die anderen mussten verdursten, da die Quellen und Bäche in der Umgebung aufgrund einer anhaltenden Dürre ausgetrocknet waren. Das Heer war so geschwächt, dass selbst König Karl nicht mehr an einen Sieg glaubte. In seiner Verzweifelung rief eraus: "So wenig der Huf meines Pferdes aus diesem Felsen eine Quelle scharren kann, so wenig können wir die Eresburg erobern!" Kaum hatte er aber diese Worte gesprochen, scharrte sein Pferd ungeduldig auf dem harten Felsenboden. Plötzlich hörten die Soldaten ein Plätschern und Rauschen im Untergrund des Steins und trauten ihren Augen nicht, als aus dem Felsen ein Wasserstrahl schoss, der so ergiebig war, dass das ganze Heer seinen Durst stillen konnte. Die fränkischen Krieger wurden durch dieses Wunder mit neuem Mut erfüllt.
Der Tag ging zu Ende und die Nacht brach herein. Da erschien eine geheimnisvolle Frau im Lager und wollte den König sprechen. Niemand wusste wer sie war und woher sie kam. Doch König Karl bat sie in sein Zelt und sprach eine längere Zeit mit ihr. Als sie das Lager wieder verließ, folgte ihr eine auserwählte Schar fränkischer Krieger und sie verschwanden in der Dunkelheit. Am nächsten Morgen stürmten die Franken erneut gegen die Eresburg an. Wieder leisteten die tapferen Sachsen erbitterten Widerstand. Aber plötzlich kam Verwirrung in ihre Reihen. Die geheimnisvolle Frau hatte in der Nacht die fränkischen Krieger durch geheime unterirdische Gänge in die Eresburg geführt. Jetzt fielen sie den Sachsen in den Rücken, die sich mutlos und entkräftet zurückzogen. So zog König Karl in die Eresburg ein. Er ließ die Irminsul und die gesamte Tempelanlage vernichten. Diese war so gewaltig, dass seine Krieger für ihre Zerstörung drei Tage benötigten. Die Quelle wurde Königsborn genannt und sie fließt bis heute.