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Ritter Friedmann und der Rittersprung

Text: Eduard Emmerich
Zeichnung: Heiner Imöhl

Vor langer, langer Zeit, als es noch Ritter und Burgen gab, ereignete sich diese Geschichte. 

Ritter waren Edelleute, die mit einer Rüstung bekleidet und mit Schwert und Lanze bewaffnet waren und im Kriegsfall das Land gegen Feinde verteidigten. Sie waren mutig und gerecht und immer bereit, den Menschen zu helfen. Wenn die Menschen im Frieden lebten, wohnten sie auf einer Burg oder zogen durch die Lande. Auch Ritter Friedmann war ein friedliebender und gerechter Ritter. Ritter Friedmann streifte auch einmal durch das Sauerland. Er freute sich, wenn er von den Bergen weit ins Land schauen konnte und atmete die frische Luft an den zahlreichen Flüssen genussvoll ein. Wenn Menschen in Not waren, war er zur Stelle, um ihnen zu helfen. Ritter Friedmann arbeitete wo er gebraucht wurde und erhielt dafür Essen, Trinken und meist auch einen Schlafplatz. So kam er auch in die Nähe der Eresburg. Im Diemeltal gab es kleine Dörfer und Höfe, wo er Arbeit fand und helfen konnte. Ritter Friedmann ritt mit seinem treuen Pferd Morgenstern entlang Diemel von Ort zu Ort. Die Vögel sangen ihm ihre schönsten Lieder und Schmetterlinge tanzten bunte Reigen. Von den Menschen in den Dörfern wurde er freundlich empfangen, denn seine Hilfsbereitschaft hatte sich im ganzen Land herumgesprochen. Eines Tages aber geriet er in große Gefahr. In der Ferne sah er eine Bande von räuberischen Rittern aus Padberg. Er wusste, dass sie ihm alles nehmen würden, Rüstung, Pferd und Waffen. Weit und breit war keine Hilfe in Sicht. Die Raubritter würden ihn zu einem armen Mann machen und ihm seine ritterliche Ehre nehmen. Das musste Ritter Friedmann unbedingt verhindern. Friedmann wusste, dass es auf dem Eresberg ein Kloster gab, das mit dicken Mauern gesichert war. Dorthin wollte er gelangen und Schutz suchen. Er lenkte Morgenstern in den dichten Wald am steilen Bergeshang. Fast lautlos setzte Morgenstern seine Hufe über das Laub auf den schmalen Wegen. So kamen sie dem Berggipfel immer näher. Bald hatten sie die Mauern des Kloster schon vor Augen, als sie sich von den Raubrittern umzingelt sahen. Ritter Friedmann war verzweifelt. Ohne Pferd, Rüstung und Waffen konnte er Menschen in Not nicht mehr helfen, wenn er überhaupt mit dem Leben davon kam. Friedmann sah nur einen Ausweg. Er schickte ein Gebet zum Himmel, nahm all seinen Mut zusammen, wendete sein treues Pferd und sprang über einen Felsvorsprung in die Tiefe. Doch dann geschah ein Wunder. Von einer unsichtbaren Kraft getragen, wurde er mit Morgenstern hoch in die Lüfte getragen. Die Raubritter suchten im ganzen Wald nach Ritter Friedmann, aber sie konnten weder ihn noch sein Pferd finden. Ritter Friedmann wurde niemals wieder gesehen. Seit diesem Ereignis wird der Felsvorsprung im Wald von Obermarsberg Rittersprung genannt. Die Menschen in Obermarsberg erzählen sich aber noch heute Geschichten über den mutigen Ritter und erinnern sich daran, dass mit Mut, Gottesglauben und Entschlossenheit alles möglich ist. Es wird gemunkelt, dass bei Neumond, wenn die Nacht besonders dunkel und der Himmel sternenklar ist, der Geist von Ritter Friedmann hoch über dem Rittersprung schwebe. Er wache über das Land und beschütze alle Menschen die in Not sind.