Wegbeschreibung des Sagenweg:
Eine Karte mit den Stationen des Sagenwegs findet sich bei der Tourismus Marsberg. Auf dieser Seite möchte ich den Weg detailiert beschreiben und dabei auf neue Sagen und Geschichten hinweisen.
Wir beginnen den Sagen- und Geschichtenweg am höchsten Punkt des Eresberges vor der Stiftskirche St. Peter und Paul. An der Stelle der Kirche stand das Heiligtum der Sachsen, die Irminsul. Diese wurde von Karl dem Großen nach Eroberung der Eresburg zerstört, samt Tempelanlage und Opferaltar. Immer wieder brachen aber die Sachsen ihre Eide, die sie dem König geschworen hatten und zogen mal mehr, mal weniger erfolgreich gegen die Eresburg. Von einem solchen Sturm auf die Eresburg berichtet uns die Sage vom Schildwunder. Auf die Eroberung der Eresburg wird auch in der Clodoald Sage eingegangen. Zwischen Kirche und ehem. Kloster führt der Weg weiter bis zu der Stelle hinter der Kirche, an der die Irminsul gestanden hat. Auch die Sage von Hildegard Hundegar begegnet uns hier, die die Eresburg im 30jährigen Krieg vor der Eroberung durch die Hessen und Schweden bewahrt haben soll. Nun führt uns der Weg über den Friedhof in Richtung Buttenturm. An der Außenseite der Friedhofsmauer erfahren wir, wie es dem heiligen Sturmius auf der Eresburg ergangen ist. Sturmius wurde von Karl dem Großen gebeten, auf der Eresburg zu bleiben, um von dort das Sachsenland zu christianisieren. In den Blick gerät schon der Buttenturm, einer von sieben Festungstürmen der alten Stadtmauer. Dieser war ursprünglich mehr als doppelt so hoch. Da der Weg dorthin an der Mauer des Klosterparks entlang führt, schweifen unsere Gedanken zu Wittekind und der Sage vom Schlüsselwunder. Nun liegt der Buttenturm vor uns mit seinem fünf Meter tiefen Kerker. In diesem Kerker sollen nicht nur Ganoven eingesperrt worden sein, sondern auch eine Hexe, die dort auf ihren Prozess wartete. Mit etwas Vorsicht muss der Weg zu den Drakenhöhlen gegangen werden. Diese Höhlen laden schon durch ihr geheimnissvolles Aussehen zum mystischen Phantasieren ein. Auch die Sagen fanden hier natürlich ihren Einzug. Sie berichten uns von geheimnisvollen Gängen, die bis zum Tempel der Irminsul (an Stelle der heutigen Krypta in der Stiftskirche) und bis zum Rathaus gehen sollen. Ein großer Gold- und Silberschatz soll tief im Berg lagern, den die Priester und Priesterinnen der Irminsul vor den Franken in Sicherheit gebracht haben und niemals gefunden wurden. So soll auf einem steinernen Tisch eine goldene Kette liegen mit so vielen Gliedern, dass man sie dreimal um den Stiftsberg wickeln kann. Auch von einem goldenen Kalb ist die Rede, das im Götterhain der Irminsul verehrt wurde. Niemand hat den Schatz bisher gefunden, weil er von den Hollen bewacht wird. Möglicherweise lebten die Hollen auch mit Frau Holle, der germanischen Göttin Holda, die in anderen Gegenden auch Perchta, Bertha oder Freya genannt wird, in der Unterwelt. Gehen wir nämlich an den ersten Höhlen vorbei, gelangen wir zu einer Höhle, in der eine Quelle fließt. Die Germanen glaubten, dass Brunnen, Teiche und Quellen in das Reich der Göttin Holda führen. Vielleicht besteht hier eine Verbindung zur Sage, dass von den Drakenhöhlen eine unterirdischer Gang bis zum Hollenloch, einerTopfsteinhöhle in Rösenbeck bei Brilon, auch Hollensteins Höhle genannt, führen soll. Das die Göttin Holda, eine der wichtigsten germanischen Gottheiten auch auf dem Eresberg verehrt wurde, steht sicher außer Frage. Bis in die heutige Zeit reichen die Spuren dieser Göttin. So galt auch in unserer Gegend der Holunderbusch (Hollerbusch) als Baum der Frau Holle. Er wurde als Schutz gegen Böse Geister und Blitzeinschlag gepflanzt. Noch heute glauben die Menschen, dass großes Unglück denjenigen ereilt, der einen Holunderbusch fällt. Nur wenige Meter weiter begegnet uns Siegfried der Drachentöter. Hier soll Siegfried den Drachen Fafnir getötet haben, der den großen Goldschatz im Eresberg bewachte. Wir verlassen die Drakenhöhlen und gehen tiefer in den Wald, der früher sicher Bestandteil des Heiligen Hains der Germanen gewesen ist, wie wir später noch einmal hören. Der Weg führt uns zwischen mächtigen Buchen hindurch, die sich mit ihren starken Wurzeln in den Boden des Steilhangs krallen, um den Unbilden der Natur zu widerstehen. Die fantastischen Wurzelformationen lassen nicht nur Kinderphantasien in der Reich der Trolle und Zwerge schweifen. Wir genießen den Weg durch den Wald Richtung Rittersprung. Vor dem Rittersprung erreichen wir einen Platz, den wir zwischen zwei Felsbrocken, wie durch ein Tor schreitend, erreichen. Und tatsächlich sollen diese Felsbrocken das Tor zu einem Thingplatz der Germanen gewesen sein. Im Volksmund werden sie Segestessteine genannt, nach dem Cheruskerfürsten Segestes, der in der Eresburg gelebt haben soll. Pater Rupert Stadelmaier bezeichnete in seinem Buch "Führer durch Obermarsberg", Verlag Boxberger, Marsberg 1954 die Felsen als Sigambersteine, was ebenfalls darauf hindeutet, dass dieser Ort etwas besonderes für die Germanen gewesen sein muss. Ein Thingplatz war ein Versammlungs- und Gerichtsort der Germanen. Die Teilnehmer saßen dabei auf Steinen. Ein großer Stein war dem Stammesfürsten vorbehalten. Die Torsteine zu diesem Platz waren noch Osten, in Richtung der aufgehenden Sonne platziert. An diesem Platz hat vermutlich auch der Cheruskerfürst Segestes seine Versammlungen abgehalten. Segestes hatte eine Tochter namens Thusnelda, die dem Arminius versprochen war. Die Geschichte dazu erfahren wir in der Sage von Segetes und Thusnelda. Wir verlassen den Thingplatz und gehen in Richtung Rittersprung. Schon nach wenigen Metern öffnet sich der Wald und unser Blick fällt, wie durch ein Tor, in Diemeltal. Dann stehen wir auf einem Felsvorsprung, der "Rittersprung" genannt wird. Wir blicken ins Diemeltal und in die Sauerländer Berge. Eine Bank lädt zum verweilen und genießen ein. Dann führt uns der Weg wieder in den Wald. Rechts und links des schmalen Weges stehen alte, knorrige Eichen. An der nächstn Gabelung führt uns der obere Weg wieder aus dem Wald heraus. Noch einmal können wir die Aussicht ins Diemeltal und Sauerland genießen. Auch Karl der Große kannte diese Aussicht, als er nach tagelangem schwerem Kampf die Eresburg erobert hatte und auf der Höhe des Eresberges stand. Erschöpft von den harten Kämpfen soll er ausgerufen haben: "Dies ist mir ein sauer Land geworden." Seitdem heißt das Land westlich der Eresburg das "Sauerland". An der nächsten Kreuzung haben wir die Möglichkeit, nach rechts zur Straße "Lange Ricke" und weiter in das Diemeltal hinab zu gehen oder nach links in den Ort hinauf. Wir gehen aber den Weg gerade aus. Zuvor können wir die Sage vom Königsborn lesen. Der Königsborn selbst befindet sich etwa 1 km entfernt in der letzten Kurve der Langen Ricke. Der Weg gerade aus führt uns zur Eresburgstraße an die Stelle, an der früher das große Stadttor, das Südtor gestanden hat. Wir folgen der Eresburgstraße bis zur Nikolaikirche. Vor dem Backhaus lesen wir die Sage von Wittekinds Bekehrung und Taufe. Einige Meter weiter liegt linker Hand das Ehrenmal und rechts das ehemalige Spritzenhaus, in dem heute vorne eine öffentliche Toilette und im hinteren Teil die Stube der Nachtwächter untergebracht ist. Weiter geht es über die Eresburgstraße Richtung Pranger und bis zum höchsten Punkt des Eresberges, an dem wir unsere Wanderung begonnen haben.